Vita und Weise

Den Büchern der Gattung ´TheRunningPoem©` unterliegt eine Kunstidee, daran hat der Leser zu knabbern. Denn diese entspringt einer langen Tradition des Konzeptkunststammes der ´Inkubationskunst` und hat mit dem gegenwärtigen TRP©-Label die Chance, auf die Literaturwelt überzuspringen. Wo und in wie weit die Wünsche des Autoren Odin Milan Stiura mit denen der LeserInnen zusammenfinden, ist Sache des nun zu findenden Kontextes. In der Tat rennt der Autor explizit und erlebt implizit, um anschliessend über diese Erfahrungswelt zu berichten und diese Gedanken mit hohem Schöpfungspotential dabei der Literaturwelt zu sichern.´Ohne Punkt und Komma – Null Komma Nichts` heisst dabei die Devise, da er schliesslich nicht nach jeder vierten Taktung seiner Atmung stehen bleibt und seinen Laufrhythmus beeinträchtigt. Ergo: Es gilt zu prüfen, ob die Interpunktion in diesem Sinne – 0,nix – übernommen werden kann. Nein, gilt es nicht, denn der Autor zwingt Sie dazu. Ihnen, dem Leser, der Leserin obliegt es, dieses Genre als eine Literaturgattung weiterzuempfehlen!

Die anfänglichen (seit 2004) ´The Running Poems©` -Texte dieser Reihe, wurden versucht während des Rennens  zu schreiben. Allein das verschwommen Geschriebene zu entziffern, war ein Grund davon abzukommen. Später gab es Versuche, die Gedanken während des Laufes auf ein Diktiergerät zu sprechen, aber auch dies ist in der Realisationsphase des Schreibens zu zeitaufwendig und nicht mit dem Modus desTRP©-Formates vereinbar. Mit den ersten veröffentlichten Bücher im Jahre 2011 stand schließlich das Gesamtkonzept von ´TheRunningPoem©´.

So weit, so gut… Die gesamten Aufzeichnungen sind nicht nur in der Interpunktion fragwürdig, sondern zum Teil auch im Satzbau unausstehlich. ´Auf diesem Treibsand lässt sich kein Haus bauen`, so der Autor. Die Architektur der Bücher, also der Aufbau der Inhalte im Hauptteil, gliedert sich in zwei verschiedene Aufzeichnungsquellen: Die Erste basiert auf einem Gedächtnisbericht, der, zum nächstmöglichen Zeitpunkt, während der Realisation des jeweiligen Buches in einem Internetportal, in einem Web-Blog, oder direkt in einen Schreibprogramm auf einem mitgeführten (Klein)Computer ständig aktualisiert wird. Das Zweite Standbein sind die Notizen aus dem Notizblock, die während der Laufpausen niedergekritzelt werden. Beide Quellen werden eins zu eins in die ´The Running Poem`-Bücher eingegeben.
So unterscheiden sie sich von der herkömmlichen Schrift ´normaler` Bücher durch diese einfache Art der Wiedergabe. Genau in dieser Art will das Buch und der Inhalt zum Leser transportiert werden: reibungslos, ohne verankerten Hintergrund, lose in der Erscheinung, harmlos in der Wirkung. ´The Running Poem`-Literatur bezeichnet sich selbst als Einwegkunst, als Weg-Werf-Literatur ohne Pfand, da  das Formlose in der gewählten Art niemals dem Wert eines klassischen Schriftwerkes standhalten kann. Es kann nicht ernst genommen werden, da es zudem im Stil durch alle Zeitformen wechselt, da der Textfluss von scheinbar sinnlosen Stilblüten oder Einschüben unterbrochen wird, oder da ein einheitliches Erzählformat gänzlich vermisst wird. Aber, seien Sie sich sicher, dass Odin Stiura nichts anderes möchte, als die gezielte Wiedergabe des Immanenten, des Erlebten.

Und genau da sind wir bereits bei der nächsten Verständnisaufgabe gelandet: Der Inhalt gibt  immer das Erlebte wieder, nein, manchmal verschweigt Odin wesentliche Vorkommnisse des Reiseverlaufes oder verdoppelt das Erzählte durch die Wiederholung eines Berichtes über den selben Augenblick durch die zwei gewählten Aufzeichnungsforen des Internetbloggs und des Notizblockes, und gibt den Werkleser, spätestens mit der künstlerischen Auseinandersetzung der TRP©-Idee, eine einblickende Tiefe in die Geschichte vor Ort. Zudem berichtet ´TheRunningPoem©` immer sofort von dem ´verarbeitet` Erlebten und verzichtet von Grund aus auf nachträgliches Aus- oder Verbessern. Auch verzichtet das Buchformat auf das Reportieren von wichtigen politischen oder gesellschaftlichen Ereignissen während des Reiseverlaufes. Warum sollte davon geschrieben sein, während die gesamte Nachrichtenwelt von Twittermeldungen des Journalismus ereilt wird und über das Vordergründige lückenlos recherchiert. Aus ähnlichem Gesichtspunkt lässt es sich erklären, warum detaillierte Berichte über Zusammenkünfte mit Menschen aussen vor, oder Beschreibungen von Orten und Menschen gänzlich weggelassen werden.

´Es ist dieser ausgebildete Forscher- und Abenteuerdrang, der, unter Höchststrapazen, die Welt aus meinem Wähnen umfassen lässt und bestimmt darauf verzichtet, den Leser zu langweilen. Wer interessiert sich für die Unterschiede des Lebens von Muslimen und Christen, wenn wir in unserem Habitat diese tagtäglich miterleben, wer interessiert sich für Beschreibungen von Menschen oder Orten, die viele Menschen aus ihrem Urlaub oder aus den Erzählungen von Bekannten kennen, und oder schon zehnmal zum Zuhören solcher Erzählungen gezwungen wurden? Wen interessiert überhaupt das Fremde, wenn sich zur Zeit paradigmatisch das eigene Leben dem alten entfremdet oder/und sich das Abenteuer von der eigenen Seelenwelt anbietet?`, beschreibt der Extremsportler und umfragt  der Künstler Odin Milan Stiura seine literarischen Motive.

´TheRunningPoem@` befindet sich im Zentrum der modernen Art des Reiseberichtes, züchtet, begünstigt durch die Gerüchteküche, ein eigenes Genre der Kunst in der Literatur und ist ein hedonistisches Sinnwerk ohne Gleichen. Und… Wo sonst bekommen sie das Unsichtbare – wegbegleitende Fotografie und mitgeschnittenen Kurzfilm – mit auf den Leseweg, da die Aufnahmen zuvor vom Geheimdienst befehligt gelöscht werden mussten? Darin liegt, exemplarisch für alle ungewöhnlichen Gereimtheiten, der Wert dieser Gattung, dieser sicherlich ernsthaften Unterhaltung, isn´t it ?

 Im diesem TheRunningPoem©-Buchformat sind bisher erschienen:

Spaziergang durch die Revolution – Ägypten 2011

Alpen11 – Alpenüberquerung ohne Grenzen

BlauerNil12 – Flusswanderung mit Grenzen

Es geht um Alles… …Sellam ut Hegse

Kaukas13 – Der Lauf der Kulturen

Das Ukrainehaus – Eine Erzählung

Odins Island – ´Eiszeit`